ANNETTE KECK: Hotels erzählen

Prof. Dr. ANNETTE KECK: Hotels erzählen

Kommentieretes Vorlesungsverzeichnis

  • 2-stĂĽndig, Di 16 - 18 Uhr, Schellingstr. 3 RG, Raum 305, Beginn: 14.10.
  • Nach Siegfried Kracauer sind die Hotelhallen keine (religiös aufgeladenen) Räume der Sammlung, sondern deren Kehrseite, moderne Räume der Zerstreuung. Das Seminar will nicht nur die Modernität dieser Räume in den Blick nehmen, sondern auch Erzählstrategien analysieren, welche dieser Modernität entsprechen. Dabei werden die kultur- und literarhistorischen Voraussetzungen dieses Raums zwischen Ă–ffentlichkeit und Intimität erarbeitet, um das Wechselspiel zwischen Erwartung und Warten, Sammlung und Zerstreuung genauer beschreiben zu können. Zur Vorbereitung sei empfohlen Thomas Mann: ‚Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull’, Joseph Roth: ‚Hotel Savoy’, Vicki Baum: ‚Menschen im Hotel’, Arthur Schnitzler ‚Fräulein Else’.
  • Anmeldung: Abgabe eines einseitigen InteressenexposĂ©s bis 30.9.2008 in mein Fach Nr. 109 im Studentensekretariat (bitte nicht per E-Mail)!
  • Voraussetzungen: Bereitschaft zur regelmäßigen und vor allem aktiven Mitarbeit im Seminar.

Arbeitsgruppe: Franz Werfel, Hoteltreppe

  • Matthias, Bettina: Transzendental heimatlos. Zum Kultur- und sozialgeschichtlichen Ort literarischer Hotels in der deutschsprachigen Literatur des frĂĽhen 20. Jahrhunderts. In: Arcadia, Bd.40 (2005). S.117 - 138. S.136f

Interessensexposé

Interessenexposé Hauptseminar ''Hotels erzählen''

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Keck,

ich möchte mich gerne für Ihr Hauptseminar ''Hotels erzählen'' bewerben. Leider war ich verhindert das Seminar zu besuchen, als es das letzte Mal angeboten wurde. Ich freue mich, dass es dieses Wintersemester noch einmal die Möglichkeit dazu gibt.

Ich studiere im Magisterhauptfach Neuere deutsche Literatur (6.FS) und in den Nebenfächern Neuere und neuste Geschichte und Philosophie. Meine Zwischenprüfung habe ich im September 2007 abgelegt (Note 2,0). Unter anderem war Ihre Vorlesung ''Figurationen des Grotesken'' prüfungsrelevant.

In einem früheren Proseminar zu Exilliteraten tauchten die Namen Joseph Roth und Vicki Baum immer wieder auf, wurden aber leider nie eingehend besprochen, allein deshalb reizen mich die anfänglichen Lektüreempfehlungen. Mit Arthur Schnitzlers "Fräulein Else" habe ich mich schon recht intensiv in einem Seminar zur Jahrhundertwende auseinandergesetzt, bin aber neugierig das Werk unter einem anderen Gesichtspunkt zu betrachten.

Beruhend auf meiner Auseinandersetzung mit der Novelle "Fräulein Else", möchte ich einige Vermutungen zum Hotel als Schauplatz äußeren. Einsamkeit durchdringt den Raum, obwohl die Menschen dort von anderen umgeben sind. Dennoch finden sie nur selten die Möglichkeit, Beziehungen zu anderen aufzubauen und versinken so tiefer in ihre Probleme und Selbstzweifel. Viele der Charaktere erscheinen äußerst dysfunktional, haben Schwierigkeiten zu kommunizieren oder innerhalb von Gruppen zu funktionieren. So ziehen sie sich zurück. In dieser selbst geschaffenen Isolation können sich die ihnen eigenen Probleme nur verschärfen. Im ersten Augenblick könnte man davon ausgehen, dass die Anonymität in einem vergleichsweise begrenzten Raum wie einer Hotelhalle weniger deutlich sein sollte als z.B. in einem eher unbegrenzten Raum wie der Großstadt, doch ist das nicht der Fall. Vielmehr scheint die Anonymität größer zu sein, vielleicht weil man Menschen wiederholt über den Weg läuft und sie beobachtet, aber es nur selten zu einer direkten Verbindung wie einem Gespräch kommen lässt. Manchmal wird die andere Person nicht einmal mehr wahrgenommen. So tritt der Ausschluss aus der Gruppe deutlicher hervor.

Dies sind, wie oben angemerkt, nur ein paar Gedanken, die ich hauptsächlich aus Schnitzlers Werk gezogen habe. Ich würde mich sehr freuen, wenn in Ihrem Hauptseminar ein Platz für mich wäre um diese Vermutungen in der Gruppe weiterzuentwickeln und diskutieren.

Mit freundlichen GrĂĽĂźen, Roxanne Phillips (Matrikelnummer 2513652) Email: / Tel.: