Philosophie FS 8 (FS 5)

Seminar

Nonnenmacher: Gottesbeweise und ihre Kritik - Kant, Hegel, Cramer

  • Gemäß Kants "Kritik der reinen Vernunft" "sind nur drei Beweisarten vom Dasein Gottes aus spekulativer Vernunft möglich" (KrV B 618). Diese werden von ihr als physikotheologischer, kosmologischer und ontologischer Gottesbeweis unterschieden. Während die ersten beiden Beweistypen von Erfahrung ausgehend auf eine höchste Ursache schließen, zeichnet sich der dritte Beweistyp hingegen dadurch aus, daß er aus bloßen Begriffen auf das Dasein einer höchsten Ursache schließt. Kants Anspruch ist es nun bekanntlich, zu zeigen, "daß die Vernunft, auf dem einen Wege (dem empirischen) so wenig, als auf dem anderen (dem transzendentalen), etwas ausrichte, und daß sie vergeblich ihre Flügel ausspanne, um über die Sinnenwelt durch die bloße Macht der Spekulation hinaus zu kommen" (B 619). - In einem ersten Schritt möchte das Seminar durch die gemeinsame Lektüre des dritten Hauptstücks der "Transzendentalen Dialektik" der ersten Kritik diesen Anspruch Kants auf den Nachweis der Unmöglichkeit theoretischer Gottesbeweise gemeinsam erarbeiten und ausgiebig diskutieren. Bereits im das dritte Hauptstück der Transzendentalen Dialektik abschließenden Abschnitt "Kritik aller Theologie aus spekulativen Prinzipien" macht Kant jedoch deutlich, daß seine zuvor unternommene Auseinandersetzung der Unmöglichkeit theoretischer Gottesbeweise keineswegs ausschließen soll, daß nicht doch noch in einer ganz anderen "Schlußart" (B 662) das Dasein Gottes als gesichert gesetzt werden kann, nämlich indem sich "von den moralischen Gesetzen" zeigen lassen soll, "daß sie das Dasein eines höchsten Wesens nicht bloß voraussetzen, sondern auch (...) es mit Recht, aber freilich nur praktisch, postulieren" (ebd.). - In einem zweiten Schritt möchte das Seminar deshalb Kants innerhalb seiner Postulatenlehre entfalteten praktischen Gottesbeweis anhand der ersten und zweiten Kritik in den Blick nehmen und dessen Schlußart mit den zuvor verhandelten Schlußarten in Beziehung bringen, um dann diese von jener praktischen klar und deutlich zu unterscheiden. In einem dritten Schritt möchte das Seminar schließlich anhand von einigen wenigen ausgewählten Textpassagen zwei Positionen der Kritik der Kritik der Gottesbeweise durch Kant in den Blick nehmen, die in ganz unterschiedlicher Weise im 19. Jahrhundert durch G.W.F. Hegel und im 20. Jahrhundert durch W. Cramer geäußert worden sind. Generelles Ziel des Seminars ist es damit, von Kants Kritik der Gottesbeweise ausgehend in den Gedankengehalt der Gottesbeweise der Tradition einzuführen. Hierbei soll nicht zuletzt auch die Frage virulent sein, inwiefern das Thema Gottesbeweise auch nach Kant noch als ein Topos zu beurteilen ist, der die klassische deutschen Philosophie in zentraler Weise beschäftigt.
  • Literatur
  • Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Ders.: Kritik der praktischen Vernunft.
  • G.W.F. Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein Gottes, in: Ders., Werke Bd. 17 (TWA), Frankfurt a. M. 1986.
  • Wolfgang Cramer: Gottesbeweise und ihre Kritik. Prüfung ihrer Beweiskraft, Frankfurt a. M. 1967.
  • Axel Hutter: „Kant und das Projekt einer Metaphysik der Aufklärung“, in: Kant und die Zukunft der europäischen Aufklärung, hrsg. von Heiner Klemme, Berlin 2009.
  • Dieter Henrich: Der ontolgische Gottesbeweis. Sein Problem und seine Geschichte in der Neuzeit, 2. Aufl. Tübingen 1967.
  • Friedrich Hermanni: „Der ontologische Gottesbeweis“, in: Neue Zeitschrift für systematische Theologie und Religionsphilosophie 44, Berlin 2002.
  • Giovanni Sala: Kant und die Frage nach Gott. Gottesbeweise und Gottesbeweiskritik in den Schriften Kants (KSE 122), Berlin 1989,
  • Klaus Düsing: „Die Rezeption der Kantischen Postulatenlehre“, in: Hegel-Studien Beiheft 9, Bonn 1973.
  • Wolfgang Albrecht: Hegels Gottesbeweis. Eine Studie zur „Wissenschaft der Logik“, Berlin 1958.

Vorlesung

Prof. Nida-Rümelin: Angewandte Ethik (Praktische Philosophie)

  • Die Vorlesung wird zunächst die wichtigsten ethischen Paradigmen und Kriterien vorstellen, um dann in unterschiedliche Bereichsethiken einzuführen: u.a. Politische Ethik und Ethik der internationalen Beziehungen, Tierethik und ökologische Ethik, Ethik des Risikos und Technikethik, Wissenschaftsethik.
  • Handbuch Angewandte Ethik, hrsg. von JNR, Stuttgart: Kröner 2005

Prof. Zöller:Kunst für freie Menschen. Politische Philosophie der Musik und Ästhetik der Tonkunst im klassischen Denken von Antike und Moderne

  • Die Vorlesung präsentiert, analysiert und vergleicht die kritische Reflexion über die Funktion und Wirkung der Musik in der griechischen Philosophie und in der Philosophie der Neuzeit. Im Vordergrund steht die Einschätzung von Möglichkeiten und Grenzen der Musik als politischer Kunst zur Schaffung, Überwindung und Erhaltung von gesellschaftlicher und staatlicher Ordnung. Vorgesehen sind folgende Themen und Autoren: Musik und Erziehung (Platon), Musik und Muße (Aristoteles), Musik und Gefühl (Rousseau), Musik und Spiel (Kant), Musik und Macht (Schiller), Musik und Selbstbewußtsein (Schelling), Musik und Wille (Schopenhauer), Musik und Geist (Hegel), Musik und Form (Hanslick), Musik und Mensch (Wagner), Musik und Erlösung (Nietzsche) sowie Musik und Antiform (Adorno).

Schönwälder-Kuntze: Epistemische Konstruktionen der Moderne II

  • Im Sommersemester wurden ausgehend von Kants Repräsentationsschema die Differenzen, aber auch die Gemeinsamkeiten zum 'Ordnungsschema' Hegels aufgezeigt, da beide für viele philosophische Theoriekonstruktionen bis heute maßgebend sind. In diesem Semester wird der Fokus zunächst auf die Marxsche Einbeziehung der ökonomischen Bedingungen gelegt, um vor diesem Hintergrund das philosophische System Sartres u.a. einschlägiger Philosophen deutlich zu machen. Die Vorlesung orientiert sich weiterhin an der Frage, welche Bedeutung die jeweiligen Weisen der Welterfahrung bzw. -konstruktion oder auch Methodologien für die Praktische Philosophie haben. Es wird also auch darum gehen, die Konsequenzen der erkenntnistheoretischen Vorgaben auf die praktische Ebene philosophischer Theoriebildung in der Moderne - und darüber hinaus - in den Blick zu nehmen.
  • Relevante Primärtexte: Karl Marx/ Friedrich Engels (1846/1932). Die deutsche Ideologie. Bd. I; Friedrich Nietzsche (1886). Jenseits von Gut & Böse; Jean-Paul Sartre (1943). L'Etre et le Néant; Jean Paul-Sartre (1983). Cahiers pour une morale. Weitere Literatur zu Beginn der VL