HĂ€resie

Das Wort HĂ€resie (Abfall vom rechten christlichen Glauben) geht auf Paulus zurĂŒck und ist als begriffliche Definition wie als historische Erscheinung in der PrĂ€gung, die ihm die KirchenvĂ€ter gaben, dem MA ĂŒberkommen. Die Beschreibung mittelalterlicher HĂ€retiker unter spĂ€tantiken Sekten-Namen mit Kategorien der antihĂ€retischen patristischen Polemik ist ein durchgehendes Charakteristikum der mittelalterlichen Auseinandersetzung mit der HĂ€resie. Der Ketzer-Katalog Isidors von Sevilla fand Eingang ins kanonische Recht, Augustinus und Hieronymus lieferten den Grundstock fĂŒr die begriffl. Definitionen. Danach galt als HĂ€resie insbesondere die eigensinnige Auslegung der Heiligen Schrift in einem anderen als vom Hl. Geist inspirierter Sinn. HĂ€retiker war, wer solche IrrtĂŒmer hartnĂ€ckig verteidigte. Die kanonistische Tradition, namentlich Hostiensis, hat diesen Leitlinien die im MA gĂŒltige AusprĂ€gung gegeben. In ihnen offenbart sich als das Grundproblem des PhĂ€nomens HĂ€resie die Frage nach der AuthentizitĂ€t in der Auslegung der christlichen Heilsbotschaft und damit ekklesiologisch die Frage, welche innerweltliche Instanz zur verbindlichen Entscheidung ĂŒber Glaubenswahrheiten befugt und insofern Organ der wahren Kirche sei. Das MA empfand den Ketzer nicht als Dissidenten, sondern als Vertreter der Welt Satans, den es zu vernichten galt.