Scholastik
Scholastik wird vielfach im Sinne eines Titels der Theologie und Philosophie des MA verwendet, doch handelt es sich streng genommen nicht um einen Begriff einer Denkepoche, sondern primĂ€r einer Denkform und ein Gipfelpunkt der Denkgeschichte. Zudem ist Scholastik keine Methode bloĂ der Theologie des MA, sondern - jedenfalls im MA - jeglicher Wissenschaft. Scholastik im engeren Sinn ist die mittelalterliche Form von Wissenschaft ĂŒberhaupt. Das Wort findet sich in den ma. Texten selbst nur extrem selten. Da eher die Kritiker der mittelalterlichen Philosophie und Theologie zur Verbreitung des Terminus beigetragen haben, haften dem Begriff immer noch negative Konnotationen an: sophistisch, unhistorisch, schematisch, etc. Auch wenn die Einheitlichkeit der denkerischen Medien ungleich gröĂer war als in Antike und NZ, darf der Begriff der S. keinesfalls dazu verfĂŒhren, die ma. Denkform fĂŒr eine völlig uniforme zu halten.
Die mittelalterliche Scholastik bildet sich im Zuge des ungeheuren RationalitĂ€tsschubes im 12. Jh. heraus, durch welchen die humanistisch-literarischen Interessen und damit eine primĂ€r traditional bestimmte Weltauslegung zurĂŒckgedrĂ€ngt werden. So tritt an die Stelle unmittelbarer Bibelorientierung die lehrbuchartige Aufbereitung der theol. Themen. An die Stelle der Kloster- und Domschule tritt die UniversitĂ€t, zugleich die Verkörperung der mittelalterlichen Wissenschaft wie durch deren universalen Anspruch zugleich eine bis heute bestehende Institution. Zwar geht auch die Scholastik von Texten aus (Bibel; Augustinus; Aristoteles), doch werden diese nicht nur mit Fragen der inneren KohĂ€renz konfrontiert, sondern immer stĂ€rker zum AnlaĂ fĂŒr weitausgreifende Sachfragen genommen. Die TexterklĂ€rung geschah in der Form von Glossen, Paraphrasen, an denen der Aufbau der Texte transparent gemacht wurde, und v. a. in Kommentaren, die zum AnlaĂ genommen wurden, allgemein gefaĂte Sachfragen zu erörtern. Im Zentrum des Denkens steht daher der Kommentar.